Freitag, 1. April 2011

Das Schnuller Experiment

"Meine Tochter nimmt keinen Schnuller!"
So tönte ich noch vor ein paar Wochen, durchaus ein wenig zufrieden, denn das bedeutete für mich: "...dann muss ich ihr den auch später nicht abgewöhnen."
Seit 2 Wochen allerdings hat das Kind einen "erhöhten Saugbedarf" wie es die Fachliteratur nennt. Ich nenn das: sie nuckelt  die ganze Zeit an ihrer Hand. Auch hier weiß die Fachliteratur Rat: "Abhilfe kann das Nuckeln an der Mutterbrust schaffen. Vielen Frauen ist dies jedoch nicht angenehm. Deshalb bieten Sie Ihrem Kind einen Schnuller an, damit das Daumenlutschen verhindert wird."
Ich gehöre in diesem Fall zum Personenkreis der "vielen Frauen" und möchte NATÜRLICH verhindern, dass mein Kind am Daumen lutscht und später dank Überbiss in der Schule gehänselt wird.
Zwar hat sie den Daumen noch nicht gefunden oder er ist ihr zu klein, was weiß ich. Jedenfalls will ich verhindern, DASS sie ihn findet und habe deshalb eine Batterie an Schnullern aufgefahren, um das Kind von der Schmack- und Sinnhaftigkeit dieser Latex/Silikon/Kautschukprodukte zu überzeugen.

Werdet also Zeuge dessen, was sich hier in den letzten Tagen zugetragen hat und was ich liebvoll-verzweifelt "Das Schnuller Experiment" nenne.

Das Experiment fand an zwei Tagen statt.

Problemaufriss:
Wie die Illustration zeigt, befindet sich Fäustchen (F) von Objekt Kind in Mund (M) von Objekt Kind.
Weiterhin ist eine gewisse Hingabe bei Ausführung dieser Aktion (F in M) nicht zu leugnen. Dies ist mit Hilfe verschiedenster Beruhigungssauger (im Volksmund Schnuller oder Nuckel genannt) abzustellen.


Sauger Nr. 1: Ein personalisiertes Noname-Produkt. Silikon. Anatomisch geformt. Ein Geschenk der Nachbarn. Es wird von der Versuchsperson skeptisch bis misstrauisch betrachtet.


Sagen wir mal so: wir haben das Kind schon begeisterter gesehen. Z.B. im Bild oben (F in M).

Also: nein.

  


Sauger Nr. 2: Der Beruhigungssauger 0-3 Monate von NUK classic. Latex. Anatomisch geformt. 2,49€ (glaub ich) (Doppelpack). Der Versuchsperson schwant mittlerweile Böses. Sie kaut aufgeregt auf dem Händchen.





Mit Todesverachtung erträgt das Kind Sauger und Fotografin.

Um dann... nunja.



 

Sauger Nr. 3: Der Beruhigungssauger 0-3 Monate von MAM. Latex. Form Stöpsel (kein Ahnung wie das heißt). 3,59€ (Doppelpack)




Mittlerweile richtet das Kind den Blick schon genervt gen Himmel.


Um das Teil dann genauso genervt auszuspucken.



Sauger Nr. 4: Beruhigungssauger 0-3 Monate von Avent.  Silikon. Form Stöpsel. Arschteuer. (Doppelpack). Man glaubt, ein Lächeln im Gesicht der Versuchsperson erkennen zu können. Diesmal könnte es klappen.

 Oder?
 Eher doch nicht.

Sauger Nr. 5: Die Geheimwaffe. Kirschsauger aus der Apotheke. 0-2 Monate. Kautschuk. Form (angeblich) Kirschkern. 1,25€. Kind schaut beeindruckt/ ängstlich/ interessiert (?).


Doch auch die Geheimwaffe kann nichts ausrichten.


Wir fassen zusammen: von 5 Beruhigungssaugern im Test konnte keiner die Versuchsperson auch nur im Ansatz überzeugen.


In den beiden unteren Bildern sehen wir, welchen Ausgang das Experiment an beiden Tagen genommen hat.




Ich glaube, es ist kein Fehler, wenn ich sage: Experiment gescheitert

3 Kommentare:

  1. Das arme Kind *lol*
    Vielleicht hast Du ja Glück und sie nuckelt weiterhin am Fäustchen.

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  2. Vorbildlicher Testaufbau, professionelle Durchführung, überzeugende Analyse (S in M = 0). Dass die Praxis im Ergebnis weder den Erwartungen der Wissenschaftler und der Hoffnung der Laien entspricht, tut dem Erfolg des Experiments keinen Abbruch.

    In Ferndiagnose nicht zuletzt aufgrund der Handstellung ('F in M') angestellte Vermutung: das Kind hätte gern ein Mikrofon (Erweiterung des Versuchs auf 'Mi in F vor M'). Empfehlen vergleichbaren Testaufbau mit Modellen von Fisher Price, Singstar und Sennheiser.

    Sollte 'Mi in F vor M' vom Probanden angenommen werden, Verstärker anschließen, Platte aufnehmen. Sollte sich daraus stattdessen 'Mi in M' ergeben, Versuch 'S in M' wiederholen!

    Erwarten Bericht.

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  3. :rotfl:

    Zu Deiner Beruhigung: Ich habe als Kind sehr lange am Daumen gelutscht, aber außer einem stark verkürzten Daumen (wirklich!) keine Folgeschäden davongetragen. Jedenfalls keinerlei Anzeichen für einen Überbiss.

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