Mittwoch, 4. Mai 2011

"We have hands!"

Mit diesem Ausruf begrüßte mich mal mein italienischer Mitbewohner in Dublin und ich bin mir sicher, auch das Würschtl würde, wenn es denn sprechen könnte (englisch und überhaupt), mir diesen Satz mehrmals täglich fröhlich entgegenrufen. 
Im Gegensatz zu Alberto (der meinte eigentlich "ants") ist die kindliche Begeisterung über seine Extremitäten allerdings ernst gemeint - das Würschtl liebt seine Hände. 

Sind ja auch tolle Dinger: immer da, kommen aber trotzdem nur ab und an ins Sichtfeld, verändern die Form, man kann drauf rumbeißen usw. usf. 
Ein Blick in die Fachliteratur verrät: "Das Spiel mit den eigenen Händen bereitet das Greifen vor, das ungefähr im 4 oder 5 Lebensmonat einsetzt." Und das Greifen eine ganz tolle Sache ist, erlebt man ja täglich: beim Thai-Essen mit Stäbchen zum Beispiel oder beim Öffnen einer Bierflasche mit dem Feuerzeug und ähnlichen Sachen.

Das Würschtl beschäftigt sich also mit seinen Händen und zwar auf ganz vielfältige Weise:
Neulich starrte sie gute 5 Minuten ihre Hand an, die sich um den Deckenrand auf ihren Beinen schloss. Sie machte die Hand immer wieder auf und zu und das mit einem Gesicht, als würde sie grade über die weltpolitische Lage nachdenken - und eine Lösung stünde kurz bevor!

Meine Lieblingsgeste ist allerdings, wenn sie die Hände vor der Brust verschränkt und das tut, was in Märchen immer "die Hände ringen" hieß. Sie sieht dann aus wie eine kleiner Dr. Evil, der sich überlegt, wie er die Weltherrschaft an sich reißen könnte. Oder sie denkt: "Mmmmmmhhh, was mach ich jetzt als nächstes? Ein bisschen was essen? Oder schlafen? Oder doch essen?"

Zum Spiel mit den Händen in den ersten 3 Lebensmonaten gehört übrigens auch das "Daraufrumbeißen". Auch das tut das Würschtl. Obwohl es "Beißen und Kauen" nicht ganz trifft. Das Kind stopft sich mit Inbrunst die gesamte Hand in den Mund und zwar mitunter so weit, dass ihm die letzte Milchmahlzeit wieder hochkommt. (Ich hoffe, das ist kein Ausblick in die Zukunft.)
Ich lasse es gewähren und achte darauf, dass es nicht nur der Daumen ist.
Denn das Daumenlutschen will ich immer noch verhindern. Weiterhin mit einer Wagenladung Schnuller bewaffnet stehe ich im Hintergrund, immer bereit das Kind mit einem zu versorgen. Und tatsächlich: seit Gründonnerstag wird geschnullert wie nix gutes.

So wählerisch das Kind anfangs noch war (siehe "Das Schnullerexperiment"), so wahllos ist es jetzt: egal Silikon oder Kautschuk, ob symmetrisch (so heißt die Stöpselform) oder anatomisch, ob mit Eulen oder Herzen, ob einfarbig oder bunt - das Kind nimmt jeden Schnuller und gnatscht leidenschaftlich darauf rum. 
Obwohl sie Silikon scheinbar doch ein bisschen vorzieht. 
Auch das hoffentlich kein Ausblick in die Zukunft.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen