Freitag, 10. Juni 2011

A wie Ambivalenz

Wenn ich in den letzten 4 Monaten etwas gelernt habe, dann ist es das Gefühl der Ambivalenz.
So muss man mit Baby ziemlich strukturiert sein, damit einem die ganze Sache (aka Hausmüll oder Wäschberge etc.) nicht über den Kopf wächst. Das Baby mag es auch, wenn sich gewissen Prozesse wiederholen. Es freut sich wie blöd, wenn der Klapperball auftaucht. Auch beim 25. Mal.
Zur gleichen Zeit muss man aber auch total flexibel sein und das am ehesten in Situationen, wo Flexibilität jetzt nicht sooooo super gewollt ist. Wenn man zum Zug muss zum Beispiel. Und schon etwas knapp dran. Und wenn das Kind dann findet, die komplette letzte Milchmahlzeit, ach was rede ich, die kompletten DREI letzten Milchmahlzeiten machen sich ganz wunderbar auf dem schicken lila Ensemble. Da muss man dann ganz flexibel den nächsten Zug nehmen. Oder darauf hoffen, dass die potenziellen Mitfahrer ganz flexibel das Abteil wechseln, wenn sie der Milchkotzgeruch stört.
Nun war ich in meinem ersten Leben schon nicht der organisierteste Mensch unter der Sonne und ich bin mir bisher noch nicht sicher, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Jedenfalls lasse ich mich durch Planänderungen nicht verunsichern. Das ist schon mal gut.

Ambivalenzen treten auch auf, wenn es darum geht zu verstehen, was das Kind eigentlich von mir will.
Es gibt einige Codes die ich mittlerweile ganz gut beherrsche:
Hunger - anklagendes Weinen
Langweile -  meckerndes Motzen
Windelvoll- weiß ich nicht, beschwert sie sich nie drüber. Ich hoffe, das wird kein Fetisch.
Sophie, die Giraffe, passt wider Erwarten NICHT vollständig in Würschtls Mund - sirenenartiges Kreischen
Schmerz im Fuß, weil Muttern mit Würschtl im Tragetuch zu dicht an einem Poller vorbeigegangen ist -  vorwurfsvolles, verstörtes Brüllen
Ich kann mittlerweile also Hunger von Langweile unterscheiden, auch wenn die Übergänge fließend sind. Für den Rest der drölfmillionen Willensäußerungen, die das Kind pro Tag so ablässt, habe ich jedoch meist keine Erklärung. Ich versuch dann immer allerhand und lande am Schluss beim grünen Klapperball oder beim Stillen.

Und dann gibt es doch wieder absolute Sicherheiten im Leben mit einem Baby. Wenn das Würrschtl nämlich mal 3 Tage hintereinander von 20.00 Uhr bis 3.00 Uhr morgens durchschläft und ich diese "Entwicklung" öffentlich mache, indem ich sie meinem Mann oder meiner Mutter erzähle, dann kann ich meinen Hintern drauf verwetten, dass das Würschtl in der darauffolgenden Nacht um spätestens 22.00 Uhr knallwach im Bett liegt und spielen will. Und das alle 2h. 
Könnt ich wie gesagt drauf wetten. Hält nur keiner mehr dagegen.

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